AIO-Wissenschaftspreis 2015

Im Rahmen des 12. Herbstkongresses der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in Berlin wurde in feierlichem Rahmen der AIO-Wissenschaftspreis verliehen.
Die Jury entschied nach ausführlicher Diskussion und sorgfältiger Bewertung den klinischen Teil des AIO-Wissenschaftspreises in diesem Jahr in zwei Teilen zu vergeben und zwar an:
Priv.-Doz. Dr. med. Sebastian Stintzing tätig als Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums München
Foto rechts: ro-b.com - v.l.n.r. Prof. Thomas Seufferlein, PD Dr. Sebastian Stintzing, PD Dr. Martin Reck
und an

Prof. Dr. med. Susanna Hegewisch-Becker in Hamburg, Niedergelassene Onkologin in der Hämatologisch-Onkologischen Praxis in Hamburg-Eppendorf.
Foto rechts: ro-b.com – v.l.n.r. Prof. Susanna Hegewisch-Becker, Prof. Michael Geißler, PD Dr. Martin Reck
Die eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten waren allesamt in hochrangigen Journalen im Zeitraum 01.07.2014 bis 30.06.2015 erschienen.
Höchste Auszeichnung der AIO
Der Wissenschaftspreis der AIO wird jährlich einmal verliehen. Die höchste Auszeichnung der AIO wird verliehen an einen Autor oder eine Autorengruppe mit der besten Publikation zur Entstehung von Krebs und zu innovativen Entwicklungen in der klinischen Krebsforschung (klinischer Teil). Der präklinische/tranlationale Teil wurde in diesem Jahr nicht verliehen. Der AIO-Wissenschaftspreis ist mit insgesamt 2.000 Euro dotiert.
Der Jury gehörten in diesem Jahr an
Prof. Dr. Michael Geißler, Klinikum Esslingen
Prof. Dr. Florian Lordick, Universitätsklinikum Leipzig
PD Dr. Martin Reck, LungenClinic Grosshansdorf
Prof. Dr. Martin Schuler, Universitätsklinikum Essen
Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Universitätsklinikum Ulm
Mit der wissenschaftlichen
Arbeit „FOLFIRI plus cetuximab versus FOLFIRI plus
bevacizumab as first-line treatment for patients with metastatic colorectal
cancer (FIRE-3): a randomised,
open-label, phase 3 trial“, die im Lancet Oncol. 2014 Sep;15(10):1065-75)
publiziert wurde, hatte sich PD Dr.med. Sebastian Stintzing für die FIRE
Studiengruppe für den klinischen Teil des AIO-Wissenschaftspreises 2015
beworben. Seine Bewerbung wurde von allen Mitautoren ausdrücklich unterstützt.
Die Studie untersuchte bei 592
Patienten mit KRAS exon 2 Wildtyp Tumoren die klinisch relevante Frage welche
der beiden Erstlinienregime FOLFIRI
Cetuximab oder FOLFIRI Bevacizumab zu einer höheren Ansprechrate führt. Die
FIRE-3 Studie ist damit die erste publizierte Studie welche auf einem Phase III
Niveau diese Fragestellung untersuchte. Die Studienergebnisse sind
international auf sehr große wissenschaftliche Resonanz gestoßen. Zusätzlich
wurden durch Analysen des Tumorverhaltens und der Endpunkte „frühes
Tumoransprechen“ und „Ansprechtiefe“
wichtige Impulse für die Entwicklung neuer klinischer Endpunkte in Studien gegeben.
Mit der wissenschaftlichen Arbeit “Maintenance strategies after first-line
oxaliplatin plus fluoropyrimidine plus bevacizumab for patients with metastatic
colorectal cancer (AIO 0207): a randomised, non-inferiority, open-label, phase
3 trial”, die in The Lancet Oncology 2015;16:1355-69 publiziert
wurde, hatte sich Prof. Dr. Susanna Hegewisch-Becker für den klinischen Teil
des AIO-Wissenschaftspreis 2015 beworben. Ihre Bewerbung wurde von allen Mitautoren
ausdrücklich unterstützt.
Die Definition einer optimalen
Dauer und Intensität einer Erstlinientherapie für Patienten mit metastasierten
kolorektalen Karzinomen ist komplex. Das Konzept einer Induktionstherapie
gefolgt von einer Maintenance-Strategie mit dem Ziel, kumulative Toxizität zu
vermeiden ohne das Gesamtüberleben zu kompromittieren ist vielfältig untersucht
worden. Die ausgezeichnete Arbeit ist mit 837 registrierten Patienten die im
internationalen Vergleich größte Studie zu diesem Thema, die zudem als einzige
Studie einen Vergleich zwischen drei verschiedenen Deeskalationsstrategien
durchgeführt hat. Sie zeigt, dass für Patienten mit metastasierten kolorektalen
Karzinomen, die nach Abschluss einer sechs-monatigen Induktionstherapie mit Oxaliplatin/Fluoropyrimidin/Bevacizumab
mindestens eine stabile Erkrankung erreicht haben, eine Deeskalation der
Therapieintensität möglich ist, wobei eine aktive Erhaltungsstrategie mit
Fluoropyrimidin/Bevacizumab das
progressionsfreie Überleben im Vergleich zu einer Therapieunterbrechung
signifikanter verlängert als Bevacizumab mono und somit als Standardvorgehen
bezeichnet werden kann. Im Interesse eines „continuum of care“ kann somit eine
aktive Erhaltungstherapie zu einer Verlängerung der Krankheitskontrolle bei
gleichzeitig guter Lebensqualität beitragen. Da jedoch das Gesamtüberleben
durch die Wahl der Erhaltungsstrategie nicht beeinflusst
wird, kann die Behandlungsintensität während der Maintenance-Phase an die
Patientenpräferenz angepasste werden. Innovative Konzepte zu „moderat
intensiven“ Maintenance-Therapien werden derzeit in weiteren Studien der
Arbeitsgruppe Kolon-/Rektum-/Dünndarmkarzinom der AIO überprüft.